"Wie macht man Eindruck auf die Phantasie der Massen?" Diese Frage stellte sich vor über 120 Jahren ein Mann namens Gustave Le Bon und er kam zum Schluss, "die Kunst, die Einbildungskraft der Massen zu erregen, ist die Kunst, sie zu regieren". Regieren lässt sich nach Le Bon am besten, wenn man Menschenmassen mit Bildern und Emotionen überhäuft, einfachste Kausalketten entwirft und nie etwas Komplexes und schon gar nichts Vernunftstrukturiertes ins Felde führt. Durch Wiederholung und nochmals Wiederholung müssen die Herrschenden dann diese Bilder und Emotionen in den Köpfen der Menschen zu festigen versuchen, bis sie nichts außer Phantasien und Phantasmen mehr interessiert. Vergesst die Relationalität von Fakten, die Komplexität der Realität, die Widersprüche, sei die Devise jener, die Macht über andere haben wollen. "Führer überzeugen durch Behauptung, Wiederholung und Übertragung", schreibt Le Bon in seinem 1895 erschienenen Buch "Die Psychologie der Massen" und kommt zu dem Resümee: "Je dreister die Lüge, die man den Massen suggeriert, desto wahrscheinlicher wird sie geglaubt und massenhaft übernommen".
Ein Meister dieser Methoden sei Napoleon gewesen, egal welches Land er eroberte, es gelang ihm stets die Untertanen in eine „Gemeinschaftsseele“ zu pressen, bei denen die Einzelwesen der "psychischen Ansteckung" unterlagen. Nach Le Bon war es Napoleons zentrale Strategie, eine "Massenseele" zu erzeugen und die "Volksphantasie" als Stütze seiner Macht auszubauen. Napoleon selbst gestand: "Ich habe den Krieg in der Vendée beendigt, indem ich katholisch wurde, in Ägypten habe ich dadurch Fuß gefasst, dass ich mich zum Mohammedaner machte und die Italiener gewann ich, indem ich ultramontan wurde. Wenn ich über ein jüdisches Volk herrschte, würd ich den Salomonischen Tempel wieder aufbauen lassen". Als Zeitzeuge der Pariser Kommune von 1871 und dem Studium über Napoleon gelangte Le Bon zu dem Schluss: "Die Mitglieder einer hochemotionalisierten Masse büßen ihre Kritikfähigkeit ein, die sie als Individuen im Zustand der seelischen Ruhe haben".
Was Le Bon einst analysierte, in ganz anderen politischen Umständen als den heutigen, scheint sich derzeit unter anderen Vorzeichen mit den gleichen Machttechniken zu wiederholen. Anstelle der napoleonischen Maskerade ist die Maskenpflicht getreten und anstelle eines Salomonischen Tempels die offene Feindschaft gegen alle "Corona-Leugner". Mit dem Emotions-Kalkül, ohne Maskenpflicht gäbe es viele Tote und wegen der Corona-Leugner eine rasante Ausbreitung, wird im Le Bonschen Sinne von den Politikern eine nicht zu hinterfragende Behauptung aufgestellt, diese dann durch mediale Wiederholung täglich, durch elektronische Durchsagen sogar minütlich verbreitet und durch Übertragung als neue „Massenseele“ gefestigt.
Von Roland Schleicher (schleicher [at] sorge-um-sich.de (schleicher[at]sorge-um-sich[dot]de))