Da der Begriff der "Wissenschaft" für mich, für diese Website und für die Neuen und Alten Gesellschaftlichen Normalitäten so relevant ist, verdient er eine eigene Rubrik in der Unterrubrik "Begriffe".
Da ich an einem Artikel dazu noch in der Bearbeitung bin, hier erstmal ein Zitat aus der "Tagesdehnung":
Wie kommt es, dass jetzt kaum jemand das neu propagierte Übermaß von Naturwissenschaftlichkeit anzweifelt? ... Auf einmal gilt es als unzeitgemäß, danach zu fragen, welche Rolle die Naturwissenschaften bei der Säkularisierung des postmodernen Lebens einnehmen. Es kann doch nicht sein, dass all die Sozialwissenschaftler und Philosophen der vergangenen hundert Jahre auf Holzwegen waren, wenn sie vor dem religiösen Charakter des Wissenschaftsbetriebes warnten. Wenn sie den Machtmissbrauch wissenschaftlicher Daten unter die Lupe nahmen. Wenn sie die Wissenschaftsgläubigkeit als alleinbestimmende Selbstgewissheit in Frage stellten und darauf verwiesen, dass das Wissen der Naturwissenschaften in allen existenziell relevanten Fragen versagt.
Der Mensch ist mehr, als er von sich weiß und naturwissenschaftlich von sich wissen kann... Das nannten wir Existenz: „Existenz ist, was nie Objekt wird“ (Karl Jaspers)....
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sowie eine weitere Sammlung von Zitaten:
„Die Wissenschaft und das Management sagen, was recht und unrecht ist. Früher gab es Gott, jetzt gibt es die Wissenschaft, die dem Menschen sagt, was sein Körper ist, und was man vom Denken zu denken hat. Efficiency und Performance sind die neuen Namen. Das Management predigt die rationale und gute Machtausübung. Die Big Medicine bedient sich des Menschen um eine experimentelle Welt zu schaffen. Hinter der Propaganda erscheint die Hoffnung, nicht sterben zu müssen“
(Pierre Legendre, Die Fabrikation des abendländischen Menschen/La fabrique de l’homme occidental, Mille et une nuits, 1996)
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Das Bestreben des menschlichen Geschlechts geht offenbar dahin, Naturwissenschaft anstelle von Religion zu setzen.
(Sören Kierkegaard)
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Hat man Gott getötet, als man den Menschen auf seinen Platz setzte und dabei das Wesentliche, d.h. den Platz selber bewahrte? Die einzige Veränderung ist folgende: anstatt von außen belastet zu werden, hat der Mensch selber die Lasten auf seinen Rücken genommen.
Der Blutegel-Mensch: Er wollte die göttlichen Werte, die Religion und selbst die Moral durch die Erkenntnis ersetzen. Die Erkenntnis muss wissenschaftlich, exakt und scharf sein: egal, ob ihr Gegenstand groß oder klein ist; die exakte Erkenntnis der kleinsten Dinge wird unseren Glauben an die vagen „grossen“ Werte ersetzen. Eben deshalb legt der Mensch seinen Arm in Blutegel und setzt sich als Aufgabe und Ideal, eine ganz kleine Sache zu erkennen: das Hirn des Blutegels (…) Aber der Blutegel-Mensch weiß nicht, daß die Erkenntnis selber ein Blutegel ist und daß sie ein Verstärker von Moral und Religion ist, indem sie dasselbe Ziel verfolgt wie diese: ins Leben einschneiden, das Leben antreiben und verurteilen.
(Gilles Deleuze: Nietzsche. Ein Lesebuch.)
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Auf dem Weg zur Wissenschaft leisten die Menschen auf Sinn Verzicht.
Die Zahl wurde zum Kanon der Aufklärung.
(Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung)