„Alle leiden unter diesem Virus“
wurde mir heute in meinem Facebook Account entgegen gehalten.
Nein, eben das ist mein Punkt: Nicht „alle leiden unter diesem Virus“, sondern alle/fast alle leiden unter den Maßnahmen gegen das Virus. Wie gesagt, manche mögen klug sein, viele wirken aktionistisch und totalitär, siehe dazu auch den gestrigen Beitrag und die dringende Bitte um eine Diskussion der Verhältnismäßigkeit.
Zweitens: Mir geht es allerdings weniger um mich, sondern (nicht nur, aber besonders) um - ich kann es nur nochmals sagen - vielen Kinder, Jugendlichen, die nun aufgrund Schul- und Kita-Schließung nicht nur in ihrer Bildung und Förderung zurück geworfen sind, sondern von tatsächlichen Bedrohungen betroffen sind. Ich und meine Familie kommen mit der Situation vergleichsweise gut zurecht. Da ich und mein Partner aber in diesem Feld arbeiten, bekommen wir das hautnah mit. Die Priorisierung auf die Möglichkeit der Erkrankung durch Corona - und der damit einhergehenden Sterberate - ist für mich leider wirklich nicht nachvollziehbar. Die Verhältnismäßigkeit ist verdammt nochmal zu prüfen, wenn durch die Maßnahmen Leben betroffen und traumatisiert wird. Ich mag wie gesagt auch die Rhetorik nicht, wenn manche Politiker sagen "Jedes von Corona geforderte Menschenleben ist zu viel". Was soll das? Woher kommt diese plötzliche Sorge? Wo war und ist sie in Bezug auf Klima (und die daraus entstehenden Klimaflüchtlinge und -toten), überhaupt die Flüchtlinge, die Verkehrstoten, die Toten durch Umweltverschmutzung, Feinstaub etcpp. Wenn man nur letzteres Thema mal kurz recherchiert: Allein in Deutschland kommen rund 120.000 Menschen jährlich vorzeitig ums Leben und in anderen Ländern (wenig überraschenderweise übrigens auch besonders in Wuhan und in dem norditalienischen Industrie-Dreieck) ist die Verschmutzung teils deutlich stärker. Warum gibt es zu all diesen massiven Bedrohungen so wenig Maßnahmen?
Kleine Illustration: Heute war zu lesen:
"Kaum Pflegekräfte: 31 Tote in kanadischem Altenheim" Stand: 18.04.2020 18:02 Uhr, tagesschau.de "In einem kanadischen Altenheim sind innerhalb weniger Wochen 31 Menschen gestorben. Offenbar kamen viele Pflegekräfte aus Angst vor dem Coronavirus nicht mehr zur Arbeit. Die Versorgung der Bewohner brach zusammen. Die kanadischen Behörden untersuchen die Todesumstände von 31 älteren Menschen, die im Verlauf der vergangenen Wochen in einem Seniorenheim in der Nähe Montreals verstorben sind. Offenbar verließen fast alle Pflegekräfte das Heim, weil sie sich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus fürchteten. Es ist bisher unklar, ob dies schlagartig oder nach und nach geschah. Francois Legault, der Premierminister von Quebec, sagte, dass am Ende nur zwei Pflegekräfte in dem Heim waren, um die 130 Bewohner zu versorgen. Die Untersuchung laufe noch, aber er gehe von grober Fahrlässigkeit aus. Offiziellen Angaben zufolge starben mindestens fünf Heimbewohner an der vom Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19. Die Todesursache der 26 anderen Menschen soll ein Gerichtsmediziner klären. Zu wenig Nahrung, verdreckte Betten Nach Angaben regionaler Medien wird das Heim als luxuriöse Seniorenwohnanlage für etwa 150 Menschen beworben. Der Betreiber ist ein Immobilienunternehmen, das noch sechs weitere Altenheime sowie Wohn- und Bürogebäude besitzt"
URL: https://www.tagesschau.de/ausland/kanada-seniorenheim-101.html [Zugriff: 19.09.20]