Endlich finden sich langsam auch in den mainstream-Medien die Argumente, die manche versuchen, seit Wochen anzubringen.
Sehenswert ist auch der Presseclub vom 5.4. mit dem Korrespondenten aus Schweden, wo Schulen und Kitas offen geblieben sind.
https://www1.wdr.de/daserste/presseclub/sendungen/corona-exitstrategien-100.html
interessant z.B. ab Minute 22
Und:
Corona-Krise in Deutschland
Experten stellen Regierungspolitik in Frage (www.tagesschau.de,
6.4.2020, 15:25)
In einem Thesenpapier üben mehrere Gesundheitsexperten Kritik an der
Krisenpolitik der Bundesregierung. Sie sprechen von Langzeitschäden in
der Bevölkerung, die der teilweise Shutdown verursache.
Sechs Gesundheitsexperten, darunter zwei ehemalige Mitglieder des
Sachverständigenrats der Bundesregierung für das Gesundheitswesen,
stellen die radikalen Einschränkungen des öffentlichen Lebens in
Deutschland in Frage. Der teilweise Shutdown in Deutschland könne
"anfangs in einer unübersichtlichen Situation das richtige Mittel
gewesen sein", schreiben unter anderem die Professoren Matthias
Schrappe, Gerd Glaeske und Holger Pfaff.
Doch dieser Zustand berge die Gefahr, dass er soziale Ungleichheit
verstärke und an anderen Stellen die Gesundheitsrisiken verstärke. Vor
allem aber weisen die Autoren darauf hin, dass man immer noch sehr
wenig über die Zahl der tatsächlichen Infektionen und die Schwere der
Covid-19-Krankheit wisse.
Liegen Fallzahlen tatsächlich höher?
So hätten die täglich vom Robert Koch-Institut (RKI) verkündeten
Zahlen der gemeldeten Infektionen "nur eine geringe Aussagekraft", da
man nicht wisse, wie viele unentdeckte Infizierte es in Deutschland
gebe. Die britischen Epidemiologen um Neil Ferguson vom Imperial
College gehen in einem vor einer Woche veröffentlichten Report
aufgrund von Schätzungen davon aus, dass Ende März in Deutschland
bereits 600.000 Menschen mit dem Corona-Virus infiziert waren. In
Italien seien es zu diesem Zeitpunkt bereits sechs Millionen Menschen
gewesen, in Spanien sieben Millionen.
Die von RKI übermittelten Zahlen zur Sterberate (Case Fatality Rate)
"überschätzen derzeit das Problem und können nicht valide
interpretiert werden", schreiben die Autoren. Zu ihnen gehört neben
dem Hamburger Staatsrat für Gesundheit, Matthias Gruhl, auch Franz
Knieps, Vorstand des BKK Dachverbands und unter Spahns Vorgängern Ulla
Schmidt (SPD) einst die graue Eminenz im Berliner
Gesundheitsministerium.
"Kollateralschäden in den Blick nehmen"
Kritik kommt von den Gesundheitsexperten auch an Bundeskanzlerin
Angela Merkel und ihrer Vorgabe, dass eine Verdopplungszeit der
Infektionen nicht unter zehn Tagen anzustreben sei, ehe man über eine
Lockerung der bisherigen Maßnahmen sprechen könne. Kanzleramtsminister
Helge Braun hatte sogar von "zehn, zwölf oder noch mehr Tagen"
gesprochen, erst dann sei man auf dem richtigen Weg. Da die Zahl der
Infizierten aber so wenig aussagekräftig sei, schreiben die Autoren
nun, sei es "nicht sinnvoll, von einer sogenannten Verdopplungszeit zu
sprechen und von dieser Maßzahl politische Entscheidungen abhängig zu
machen."
Im Gespräch erläutert Schrappe, ehemals stellvertretender Vorsitzender
des Sachverständigenrats für Gesundheit, dass man bei den jetzigen
Maßnahmen immer auch "die gesundheitlichen Langzeitschäden in der
Bevölkerung" im Auge behalten müssen. Studien zeigen, dass eine
erhöhte Arbeitslosigkeit zu mehr Herzinfarkten, Bluthochdruck und
Depressionen führen. "Wir müssen auch diese Kollateralschäden in den
Blick nehmen und abwägen", sagt der Mediziner.
Gezielter Schutz für Senioren
In ihrem Thesenpapier schreiben die Autoren zum Beispiel, es sei
"nicht nachvollziehbar, warum sich Kinder und Personen jüngeren Alters
nicht frei bewegen können, zumindest solange sie ältere Personen nicht
kontaktieren." Eine solche Lockerung der bisherigen Einschränkungen
setze aber voraus,dass ältere Personen auch gezielt geschützt würden.
"Wir müssen den Einkauf für diese Menschen organisieren, wir müssen
eine Maske tragen, wenn wir ihnen begegnen und vielleicht sollte ihnen
der Staat auch ein Netflix-Abo finanzieren", sagt Schrappe. Zudem
müsse man die Alten- und Pflegeheime ins Visier nehmen. "Sobald dort
eine Infektion auftritt, muss eine Taskforce kommen und sofort alle
Mitarbeiter testen."
"Soziale Härten vermeiden"
Bereits in der vergangenen Wochen hatten mehrere Wissenschaftler wie
der Epidemiologe Gerard Krause, der Internist Martin Lohse und der
Infektiologe Hans Georg Kräusslich in einem Aufsatz eine "am aktuellen
Risiko orientierte Strategie" gefordert, die "eine Lockerung von
Beschränkungen mit weiterhin effektivem Gesundheitsschutz verbindet".
Soziale und psychische Härten der Pandemiebekämpfung seien dabei "so
weit wie möglich zu vermeiden" und "wirtschaftliche Aktivitäten"
sollten ermöglicht werden, ohne unnötige gesundheitliche Risiken
einzugehen.
Sorry, dass ich immer noch an dem Thema festhänge, aber für mich persönlich ist die Totalitarität der Argumente a la "Wir tun alles, um die Schwachen zu schützen" - Worauf bezieht sich alles, was genau wird getan, um wen zu schützen und wer wird nicht geschützt - die Tilgungen und Generalisierungen, die jetzt kaum hinterfragt werden dürfen, die "Alternativlosigkeit" und die überwältigende Zahl der Ja-Sager (93%) wirklich spannend und natürlich beunruhigend.
Last but not least nochmal ein Artikel, den ich empfehlenswert fand: Von Andreas Zielcke, Süddeutsche Zeitung, 20.03.2020, S. 13, "Demokratie in Not":
"In der Pandemie zeigt sich: Jede Notlage prämiert eindimensionales Denken" Interessant der Gedankengang mit dem Prima-facie-Beweis.